Special Olympics World Games

Ein Traum wird wahr.

14. June 2023

Bei den ersten EHF Hockey ID Foren kam zu Beginn immer wieder Special Olympics ins Gespräch und dass eine Kooperation mit Special Olympics auf nationaler Eben so wichtig wäre für eine weitere Entwicklung von Hockey ID in den Hockeyverbänden. Vielleicht sind wir dann irgendwann mal bei den World Games dabei traute man sich nur zaghaft auszusprechen, da es in weiter Ferne zu liegen schien bzw gefühlt, wie der Mount Everest an dessen Fuße man sich mit der Entwicklung von Hockey ID befand. Zu dem Zeitpunkt auch noch nichts bekannt über Entwicklungen oder Teams außerhalb Europas.

In greifbarer Nähe und doch so fern

November 2018- die größte inklusive Sportveranstaltung der Welt kommt nach Berlin.

Mit der Bekanntgabe von der Ausrichtung der SOWG 2023 in Berlin schien der Traum mit Hockey Teil der Weltspiele zu sein ein riesen Stück näher gerückt zu sein, aber dennoch in weiter Ferne.  Nachricht voller Begeisterung füllten den Chatverlauf des EHF Netzwerkes der Specialhockey Engagierten. Wir müssen dabei sein waren sich alle einig. Irgendwie. Das ist der Traum. Aber wie können wir das erreichen?

 

Nach vielen Erörterungen, Gesprächen und Kontaktaufnahmen war es im Herbst 2020 so weit: der DHB reichte seine Bewerbung ein. In gemeinschaftlicher Zusammenarbeit mit Norman Hughes von der FIH und Natascha Bruers (Sportdirektor SO NL) sowie vielen Unterstützungsbekundungen aus mehr als 20 Hockeyverbänden weltweit. Vielleicht waren diese Bekundungen letztlich entscheidend für die Zusage im Dezember 2020: Hockey und Rudern wurden zu den Demonstrationssportarten für die Special Olympics World Games benannt. Die Freude unbändig und dem Ziel etwas näher? Nein, gefühlt standen wir nun erst mit gepacktem Rucksack vor dem riesen Berg.

 

Die Organisation der Weltspiele-steht denen von Olympischen Spielen im nichts nach

Das Local Organizing Commitee (LOC) beschäftigt sich seit Beginn 2019 intensiv mit den Planungen für die größte Sportveranstaltung in Deutschland seit den olympischen Spielen 1972 in München.

Mit mehr als 200 Mitarbeitenden hat sich das LOC zum Ziel gesetzt die gesellschaftliche Wirksamkeit noch lange nach dem Erlöschen der Olympischen Flamme nachhält.

Host town Porgramms in 190 Kommunen, 36 Forschungsteams, 120 Begleitveranstaltungen, 20.000 Volunteers, 7.000 Athleten, die größte Medien Allianz in Deutschland sind nur ein paar der Superlativen die sich das LOC zum Ziel gesetzt hat.  Zudem möchten sich gesellschaftlich etwas bewirken: „Wir wollen Mauern in den Köpfen der Menschen einreißen.“ Sven Albrecht Bundesgeschäftsführer von SOD und verantwortlicher für die Weltspiele. „Wir wollen unsere Athleten in die Mitte der Gesellschaft holen. Die Grenze zwischen Menschen ohne und mit Behinderung muss endlich weg.“

Auch auf Seiten der Hockeyverbänden hat sich einiges getan: In Südamerika haben sich Chile, Paraguay und Argentinien auf den Weg gemacht, in Afrika laufen verschiedenen Projekte an und Ägypten wird bei den SOWG dabei sein, ebenso hat sich Pakistan erfolgreich entwickelt und gibt es auch erste Angänge in Asien.

Beim DHB hat sich der Kader des Specialhockey Team Germany auf einen B und C Kader erweitert und haben insgesamt 24 Sportler*innen an den Vorbereitungen auf die World Games teilgenommen.

Im Frühjahr 2022 begannen die intensiven Vorbereitungen für die World Games. Alle Vereine mit Specialhockey wurden kontaktiert und gebeten ihre potentiellen Spieler*innen zu nennen. Diese fanden sich dann in einem Sichtungslehrgang im Spätsommer 2022 in Köln zusammen. Aufregung pur für Trainer*innen und Spieler*innen. Vieles war neu und alle blickten bereits gespannt auf die World Games, die noch so weit weg erschienen und so riesig.

Riesig und unwirklich erscheint es nun immer noch. Selbst wenige Tage vor Beginn der Spiele und einen Tag vor Abfahrt nach Berlin wirkt es noch so unvorstellbar, dass das größte inklusive Sportevent bevorsteht. „Die Gefühle schwanken zwischen endloser Aufregung, vollkommener Ungewissheit, und absoluter Spannung aber auch enormer Vorfreude“ so Trainern Sonja Ricken, die das Specialhockey Team seit Beginn an begleitet.  Ein Sichtungslehrgang, drei Vorbereitungslehrgänge und ein Einkleidungstreffen haben die nominierten Spieler*innen und die Trainer*innen in den letzten Monaten absolviert. Jeden Monat haben sie sich seit beginn des Jahres gesehen. Die intensivste Vorbereitung für das Team Germany bisher. „Wir haben immer wieder kleine Stellschrauben angepasst, die Organisation bis in s letzte Detail optimiert und die Spieler*innen durch viele Wiederholungen versucht optimal auf die Hockeyspiele vorzubereiten“ so Sonja Ricken.

„Der Unterschied im Specialhockey liegt in vielen Wiederholungen, die den Spieler*innen Orientierung und Struktur im Spiel geben. Genau trainierte Abläufe zu bestimmten Spielsituationen ermöglicht es ihnen Ruhe zu bewahren und das Spiel weiter zu gestalten.“ So Norma Rettich Haupttrainerin des Team Germany.  Teammanager Paul Eckenberg ist mit Linda van Overmeire- Beauftragte für Specialhockey und Inklusion beim DHB und Bernhard Schütze zuständig für Hockey bei SOD täglich in Kontakt. „Es sind neben den organisatorischen Abläufen, die kleinen Dinge, die speziell im Specialhockey auftreten, die viel Zeit einnehmen. Da sprechen wir schon schnell mal von zwanzig Ehrenamtsstunden in der Woche, um an jedes Detail zu denken und alle Spieler*innen genau da abzuholen, wo sie stehen. Von Packlisten mit Piktogrammen über Telefonate mit den Betreuenden und Eltern und der Reiseplanung bedarf es persönlicher Begleitung. Mit einer Infoweiterleitung per Mail oder Whatsapp ist es da nicht getan.“

„Sonjas Gefühle kann ich nur bestätigen. Auch von Organisationsseite aus scheint es noch immer unwirklich, dass es bald los geht.“ Die immense Arbeit über die letzten zweieinhalb Jahre läuft gefühlt durch einen Trichter und endet in einem Hockeyturnier, bei dem vieles das über die Monate hinweg bis ins kleinste Detail geplant wurde, so selbstverständlich wirkt- allerdings dem größten Hockey ID Turnier bisher.

Etwa der Gipfel des Mount Everest?  Es fühlt sich eher nach dem Basecamp an. Nun, dass das Turnierleitungsteam kurz vor dem Event steht, ist für sie aus dem Ziel eher eine Zwischenetappe geworden und blicken sie insgeheim bereits auf 2027 die Weltspiele in Perth, AUS.

Die Vorbereitung in Sachen Turnier Organisation laufen bereits seit Bekanntgabe von Hockey als Demonstrationssportart mit Norman Hughes FIH, Cédric Ribeiro FIH und Linda van Overmeire DHB als so genannte working group. Aufgrund der erstmaligen Teilnahme von Hockey bei den World Games bedurfte es dem kompletten Neu-Eingliederung von Hockey in die SOI Strukturen. Der Organisation der SOWG steht in der Orga der olympischen Spiele in fast nichts nach. „Über viele Games procedures haben wir lange diskutiert, wie viel Zeit ist ausreichend, wie viel Zeit ist zu viel und beansprucht die Sportler zu sehr, andererseits bedarf es ausreichender Zeit, um keinen Stress hervorzurufen. Man blickt auf alle Entscheidungen von vielen Sichtweisen, diskutiert alles Optionen mehrfach durch, um letztlich die bestmögliche Entscheidung für die Sportler*innen zu treffen“ so Linda Van Overmeire.

Jetzt wir

Heißt der Titel einer Dokumentation von Magenta TV in dem u.a. die Hockeyspieler*innen vom Club an der Alster von Johannes B Kerner begleitet werden. Der Titel richtig und verdient. Nun stehen die Sportler*innen mit geistiger Behinderung im Fokus.  Die Auswirkungen der medialen Aufmerksamkeit spürt man im Team. Es steigert das Selbstbewusstsein der Sportler*innen, sie spüren die Anerkennung und dass sie endlich in den Mittelpunkt gerückt werden, dass SIE nun zählen, dass das Event nur für Sie ist, dass ist toll und lässt sie enorm wachsen, sportlich wie persönlich. 

Auch in den Ländern und Städten steigt das Interesse an den Sportler*innen. Sie werden zu Gesichtern ihrer Städte, werden zu offiziellen Veranstaltungen der Sportstiftungen oder Staatskanzleien eingeladen oder wie bei der Stadt Wiesbaden zu Experten ins Inklusionsgremium gebildet.

Um es in den Worten von Sven Albrecht auszudrücken „Erfolgreich sind die Special Olympics World Games für mich aber erst dann, wenn der Tag der Abschlussfeier kein Ende, sondern ein Anfang ist. Der Anfang eines neuen Denkens: mehr Offenheit, weniger Vorurteile und mehr Inklusion. Wenn uns das gelingt, dann werden die Spiele für uns erfolgreich gewesen sein. Sven Albrecht

Die Spiele sind zu einem Ziel für die Hockeyverbände geworden. Anders als bei vielen SO Sportarten geht die Steuerung im Hockey von den nationalen Hockeyverbänden aus. Auch in Deutschland ist dies fast einzigartig, dass der DHB in die Organisation auf Teamseite eingebunden ist und ein Bundesweites Team für die Weltspiele geformt hat. International sind es Länder wie Bulgarien, Ägypten und Pakistan dabei die möglicherweise ohne das Ziel der World Games noch nicht begonnen hätten Hockey ID zu entwickeln. Andererseits sind Teams aus Irland und Italien nicht dabei, da Hockey noch keine offizielle Sportart von SOI ist. Dies wird sich zukünftig hoffentlich mit der Unterzeichnung der offiziellen Vereinbarung zwischen FIH und SOI ändern. Wunsch und Ziel der Turnierorganisatorinnen ist es 2027 in Perth wieder dabei zu sein, mit mindestens 15 Hockey ID Teams aus Special Olympics Verbänden. Ob das dann der Gipfel des Mount Everest ist? „Sicherlich auch nur das zweite Basecamp. Vermutlich werden wir nie den Gipfel erreichen, das würde ja das Ende des Weges bedeuten. Für uns geht es immer weiter.“

Innerhalb des DHB wünscht man sich ebenfalls, dass die World Games erst der Anfang einer Entwicklung sind und der Sog der Veranstaltung und die Mediale Aufmerksamkeit bei weiteren Hockeyvereinen das Gefühl entfacht Teil der Specialhockey Bewegung zu werden. 

 

Fakten:

7.000 Athleten

Aus 190 Ländern

20.000 Volunteers

Eröffnung im Olympiastadion

Größtes Sportevent seit München 1972

26 Sportarten

17. bis zum 25. Juni

Maskottchen „Unity“

Motto „zusammen unschlagbar“

Event Song Madcom „Are you ready“

Die Eröffnungsfeier, die am 17. Juni ab 20.15 Uhr im Berliner Olympiastadion stattfindet, läuft live beim RBB und bei Sky.

Die Abschlussfeier, die am 25. Juni ab 19 Uhr am Brandenburger Tor steigt, überträgt das ZDF und Sky. Sportdeutschland.tv und Sky zeigen ausgewählte Wettkämpfe live.

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