Mit Glanzleistung zum 4:2-Halbfinalsieg gegen Indien / Und das ohne den "Leader"
Die Eagles greifen nach dem Titel
03. December 2021
Das deutsche U21-Herrenteam hat bei der Weltmeisterschaft in Bhubaneswar gegen Titelverteidiger Indien in überzeugender Manier mit 4:2 (4:1) gewonnen und steht damit im WM-Finale am Sonntag um 15 Uhr deutscher Zeit gegen Argentinien, das sein Semifinale gegen Frankreich im Penalty-Shootout gewann. Bei der DHB-Auswahl wurde vor der Partie der im Viertelfinale verletzte Kapitän Benedikt Schwarzhaupt durch den Düsseldorfer Julius Hainer ersetzt. Doch auch ohne den Abwehrchef gelang den „Eagles“ ein überragendes Match gegen über weite Strecken chancenlose Inder.
Dass mit Bene unser Leader von Bord gehen musste, hat uns nochmal zusätzlich gepusht. Wir wollten unbedingt auch für ihn gewinnen und wollen jetzt auch für ihn den Titel holen!
Geburtstagskind und Torschütze Erik Kleinlein
Geburtstagskind Kleinlein mit dem wichtigen Führungstreffer
Die Hoffnung, Schwarzhaupt im Turnier nochmal einsetzen zu können, war erst am Freitagvormittag aufgegeben worden. Die im Viertelfinale gegen Spanien erlittene Knieverletzung heilte nicht schnell genug ab. So beantragte man beim Turnier-Direktor den Tausch mit Julius Hainer, einem der beiden Ersatzspieler, die mit nach Bhubaneswar gereist waren. Gerade bei den Strafecken natürlich eine erhebliche Schwächung, dass der Abwehrchef ausgefallen ist.
Die Deutschen begannen aber ganz stark und Maximilian Siegburg hatte eine Hundertprozentige für die Führung, als er einen springenden Ball nicht per Rückhandvolley ins leere Tor befördern konnte (3.). Dann aber nach Flanke von Masi Pfandt eine erste deutsche Ecke (5.), die der indische Keeper Vivek Prasad aber stark gegen Pfandts Schlenzer parierte. Die Inder bekamen danach etwas mehr Zugriff auf das Spiel, ohne bei ihren Angriffen aber an der letzten deutschen Verteidigerlinie vorbeizukommen.
Kurz vor der ersten Viertelpause holte Maximilian Siegburg die zweite Ecke heraus (15.), die nach 90-Grad-Schlenzer von Siegburg in den Schienen des indischen Keepers hängen blieb und Geburtstagskind Erik Kleinlein, der heute 20 wurde, reagierte ganz clever und extrem schnell und angelten den Ball mit der Rückhand zum 0:1 ins lange Eck (15.). Indien bekam dann eine fragwürdige Ecke zugesprochen, als Moritz Ludwig am Kreisrand von einem indischen Schläger im Gesicht getroffen wurde, aber Ludwig konnte weiterspielen und lief die Ecke stark ab.
4:1 zur Pause - auch in der Höhe verdient
Die Deutschen behielten weiter die Kontrolle und kreierten gute Kreisszenen. Hinten wurde sehr stark und konzentriert gearbeitet. In der 19. Minute musste ein Inder auf die Strafbank. Michel Struthoff hatte eine Riesenchance mit der Rückhand, verpasste das Tor aber nur ganz knapp. Doch mit der nächsten Chance, nach Rechtsangriff, wurde ein Nachschuss von Phillip Holzmüller hoch abgefälscht und senkte sich unter die Latte zum 0:2 (20.) ins Tor.
Hannes Müller hätte dann das 0:3 machen müssen, als er nach toller Kombination am linken Pfosten freigespielt wurde, aber ein Inder den Ball auf dem Weg ins leere Tor noch irgendwie klären konnte (23.). Doch der Kapitän machte es nur eine Minute später viel besser, als er einen Ball auf Höhe Siebenmeterpunkt auf die Rückhand legte und unhaltbar halbhoch links zum 0:3 traf (24.). Indien hatte eine gute Antwort, als Rahul von links halbhoch weg vom Tor in die Mitte schlug, wo Sudeep Chirmako den Ball volley ins rechte obere Eck blockte (25.).
Doch die Deutschen von diesem Traumtor völlig unbeeindruckt. Matteo Poljaric holte im nächsten Angriff die nächste Ecke, die ein Inder nur mit dem Fuß auf der Linie retten konnte. Und den fälligen Siebenmeter versenke Christopher Kutter ganz sicher halbhoch rechts zum 1:4 (25.). Das deutsche Team blieb dominant. Struthoff hatte eine Chance mit der hohen Rückhand, die Prasad stark hielt. Moritz Ludwig musste dann für ein Foul im Mittelfeld für zwei Minuten auf die Strafbank (26.), doch auch in Unterzahl gehörte das Match dem DHB-Team und so ging es mit dem 4:1-Vorsprung in die Pause, der auch in der Höhe durchaus verdient war.
Im dritten Viertel etwas den Faden verloren
Die Deutschen behielten die Spielkontrolle zu Beginn des dritten Viertels und ließen sich auch vom zunehmenden Druck Indiens nicht aus der Ruhe bringen. Paul Smith hatte eine Riesenchance auf das 5:1, schob die Kugel aus der Drehung aber aus kurzer Distanz am rechten Pfosten vorbei (33.). Im Konter verpasste Pfandt knapp einen steilen Ball von Paul Smith (41.). Anton Brinckman rettete nach einem Fehler von Schachner in höchster Not (42.). Weil Manjeet kurz vor der Viertelpause an einem springenden Ball vorbeischlug, blieb es bei der klaren deutschen Führung zur letzten Viertelpause.
Zweites Traumtor der Inder nur noch Kosmetik
Die Inder fanden auch zu Beginn des letzten Viertels kein Mittel gegen die starke Abwehr der Deutschen. Und die Eagles griffen immer wieder deutlich gefährlicher an. Smith hätte das Spiel vorentscheiden können, als er rechts am Torwart schon vorbei war und nicht zum freistehenden Mitspieler vor Tor passte, sondern ans Außenbrett schob (51.).
Masi Pfandt holte ganz clever die nächste deutsche Ecke (52.), Prasad hielt aber stark gegen Pfandts flachen Schlenzer aufs untere links Eck. Müller verfehlte das Tor mit einer Rückhand nur ganz knapp links (54.). Holzmüller musste in der Schlussphase nochmal auf die Strafbank, doch die Deutschen verteidigten geschlossen und konzentriert, bis Kleinlein auf Höhe der Mittellinie einen Ball verlor und Dami Boby Singh im Konter unhaltbar für Brinckman zum 2:4-Endstand an den linken Innenpfosten einschrubbte (60.)
Statistik
Tore:
0:1 Erik Kleinlein (KE, 15.)
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0:2 Phillip Holzmüller (20.)
0:3 Hannes Wulf Müller (24.)
1:3 Sudeep Chirmako (25.)
1:4 Christopher Kutter (7m, 25.)
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2:4 Dami Boby Singh (60.)
Ecken:
IND 1 (kein Tor) / GER 4 (1 Tor)
Grüne Karten:
IND 1 / GER 2
Schiedsrichter:
Dan Barstow (ENG) /Eric Koh (MAS)
Stimmen zum Spiel
Bundestrainer Johannes Schmitz: „Das war eine sehr erwachsene Leistung der Jungs, gerade nach der Hiobsbotschaft am Morgen, dass Bene Schwarzhaupt nicht zurückkommen kann. Das haben die Jungs unglaublich gut kompensiert. Wir haben unseren Kreis über das gesamte Spiel erstklassig verteidigt. Nur mit dem Ballbesitz im dritten Viertel war ich nicht zufrieden. Wenn wir da ein frühes Gegentor bekommen hätten, wäre es nochmal enger geworden. Gegen Argentinien, nach dem Sieg im Gruppenspiel, im Finale nochmal spielen zu müssen, ist nicht einfach. Die werden uns alles abverlangen. Das wird ein total anderes Spiel.“
Geburtstagskind und Torschütze Erik Kleinlein: „Es ist unfassbar! Das ist so ein mega geiles Gefühl. Wir haben das ganze Spiel über so stark verteidigt, haben die technisch sehr starken Inder immer außen gelassen, immer gedoppelt und bekommen nur eine Ecke gegen. Die haben sich echt die Zähne an uns ausgebissen. Dass mit Bene unser Leader von Bord gehen musste, hat uns nochmal zusätzlich gepusht. Wir wollten unbedingt auch für ihn gewinnen und wollen jetzt auch für ihn den Titel holen!
Debütant Julius Hainer: „Der ganze Tag war für mich eine emotionale Achterbahn. Auch ich habe bis zur letzten Minute gehofft, dass Bene noch fit wird und spielen kann. Als klar war, dass es nichts wird, hat er mich in einer großen Geste in den Arm genommen und gesagt, dass ich bereit bin und das schaffe. Letztlich haben wir hier heute wie im Rausch gespielt. Das war von vorn bis hinten eine Glanzleistung!“
Torschütze Masi Pfandt, der zum „Man of the Match“ gekürt wurde: „Wir haben als Team heute wieder großartig funktioniert. Wenn wir so auch am Sonntag gegen Argentinien auftreten, gegen die es ein echt enges und hartes Gruppenspiel war, haben wir eine gute Chance auf den Titel!“