Constantin Staib über seine junge Familie und das erneute Commitment für den Sport
Selbstvertrauen pur!
10. June 2021
10.06.2021 - Für Constantin Staib ist es, trotz Olympia-Nominierung und Europameisterschaftsteilnahme, sehr schwergefallen, die Reise zur EM nach Amsterdam anzutreten. Der wunderschöne Grund heißt Amelie Luisa Claire und ist 3 Wochen alt. „Ich habe die Kleine tatsächlich erst sehr wenig gesehen“, bedauert der 25-Jährige. „Am liebsten würde ich sie die ganze Zeit mitnehmen, aber das geht natürlich nicht.“
Vor einem Jahr heiratete der Honamas-Stürmer seine Lynne, Tochter aus der Hockey-Großfamilie Fröschle, die selbst 15 Jugend-Länderspiele für Deutschland bestritt. Konfrontiert mit der Tatsache, dass er damit deutlich der jüngste Ehemann und Vater im Nationalteam sei, sagt Staib: „Für mich hätte das noch früher sein dürfen. Schon bald, nachdem ich mit Lynne zusammenkam, wusste ich, dass ich daran nie wieder etwas ändern wollte. Deswegen war das der logischste Schritt der Welt für mich. Und ich wollte immer schon viele Kinder. Dass es so schnell geklappt hat, ist wunderbar!“
Frau und Kind werden in den nächsten Wochen aber häufig auf „Staibi“, wie Constantin in Hockeykreisen gerufen wird, verzichten müssen. Denn es kommt noch ein zehntägiger Lehrgang in Valencia, ehe das Olympiateam in der zweiten Juli-Hälfte Richtung Tokio aufbricht. Für den in Berlin geborenen und aufgewachsenen Angreifer geht damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Staib hatte immer den Sprung in den erweiterten Kader für große Turniere geschafft, war aber oft dann noch rausnominiert oder nur als Ersatz mitgenommen worden.
Ganz selbstkritisch sagt er: „Ich hatte damals für einige Dinge nicht die hundertprozentige Selbstsicherheit. 2018 habe ich mir dann selbst ein Ultimatum gestellt: Ich war 22 und wollte es noch einmal wissen – entweder ganz oder gar nicht, alles auf eine Karte.“ Der Wahl-Hamburger hat seitdem für den Polo Club in der Bundesliga etliche wichtige Tore geschossen. In der Pro League 2021 brillierte er im deutschen Sturm als Vorbereiter und Torschütze. Und seit vorletztem Freitag steht endgültig fest, dass sich die nochmalige Entscheidung für den Leistungssport für Constantin gelohnt hat. Die Nominierung ins Olympiateam bringt ihn an das lang ersehnte Ziel.
„Staibi“ hat dabei im Blick, dass viele ihm dabei geholfen haben – sein Clubtrainer Matthias Witthaus, Athletik-Coach Rainer Sonnenburg, seine Trainingsgruppe am OSP, die Familie. „Das waren zum Glück so viele, dass ich bestimmt jemanden vergessen würde bei der Aufzählung." Die Teamkollegen schätzen den groß gewachsenen Stürmer für seine unorthodoxen Aktionen, wie Pässe durch die Beine oder Tore aus unmöglichem Winkel. Als sein Markenzeichen will er das aber gar nicht so gern gelten lassen. „Da ist mir lieber, die Leute sagen, das ist der, der viele Tore schießt. Und die können gern ganz normal sein, nicht mit Hacke, Spitze, Eins, Zwei, Drei...“
Der Staib des Jahres 2021 strahlt tatsächlich ein ganz anderes Selbstvertrauen aus als noch vor wenigen Jahren. „Ich habe einfach so viel an mir gearbeitet, dass ich in den Situationen einfach weiß, dass es klappt.“ So ist es auch gar nicht verwunderlich, dass der Wirtschaftsstudent, der zu Jahresbeginn seinen Bachelor an der Uni Hamburg fertig machte und nach Olympia das Masterstudium beginnt, vor dem Halbfinale gegen die starken Engländer sagt: „Ich bin mir hundertprozentig sicher, weil wir als Team unglaubliche Stärke besitzen, dass wir hier Europameister werden können.“
Das Frankreich-Spiel mit der defensiv schwachen ersten Hälfte sei analysiert und längst abgehakt. „Das war das Schlechteste, was wir defensiv seit Langem gespielt haben. Aber wir wissen dadurch jetzt genau, was wir investieren müssen, um in den wichtigen Spielen erfolgreich zu sein.“ Und die anderen Nationen würden durch die starken Endspurte der Honamas gegen die Niederlande und Frankreich jetzt automatisch im Hinterkopf haben, dass die Deutschen – wie es die englischen Kommentatoren es bei der EM frei nach Fußballstar Ronald Koeman formulierten – „erst geschlagen sind, wenn sie bereits im Mannschaftsbus Richtung Hotel sitzen.“ „Das sollen die ruhig denken“, so Staib. „Denn das stimmt ja auch!“