Die deutschen Herren unterliegen Argentinien im Halbfinale deutlich mit 2:5 (0:3)
Rio: Traum von Gold geplatzt!
16. August 2016
16.08.2016 - Die deutschen Herren haben ihr olympisches Halbfinale am Dienstag gegen Argentinien deutlich mit 2:5 verloren. Gegen die starke Effizienz eines Gegners, der aus fünf Chancen im gesamten Spiel fünf Tore machte, kamen die deutschen Herren nie wie gewohnt ins Spiel. Erst in der Schlussphase, als der Rückstand schon überdeutlich war, gab es einige gute Chancen und auch zwei Treffer von Moritz Fürste und Christopher Rühr, aber die Argentinier konnten sich auch auf einen überragenden Juan Vivaldi im Tor verlassen, der etliche Chancen vereitelte. Nun geht es für das Team am Donnerstag (17 Uhr) um Bronze gegen die Niederlande, die ebenfalls überraschend klar 1:3 Belgien unterlagen!
Bundestrainer Valentin Altenburg: „Das ist total ärgerlich, aber gleichzeitig auch verdient. Wir haben vorher gesagt, dass wir nicht gewinnen, wenn wir nochmal so viele Tore kassieren wie in der Gruppenphase. Und dabei haben wir insgesamt so gut verteidigt, wie noch nie. Mehr als die fünf Chancen hatten die ja nicht. Und wir haben viel mehr Chancen erarbeitet. Aber die machen nutzen ihre Chancen halt total effizient und wir nicht! Argentinien war in der Medal Area heute einfach besser als wir und deshalb haben sie auch verdient gewonnen! Du wirst mit jedem Gegentor weiter zurückgeworfen, aber ich finde, die Jungs sind damit ganz gut umgegangen. Aber die Initialzündung kam einfach auch zu spät.“
Martin Häner: „Wenn man sich die Statistik anguckt, hatten wir mehr Ecken und Chancen als Argentinien, aber die machen jeden rein und wir nicht. So gewinnt man keine Spiele. Wir kassieren drei Ecken durch drei dumme Situationen, und die haben halt den besten Eckenschützen der Welt. Nach dem 0:3 zur Pause hatten wir ein paar gute Chancen ranzukommen, dann geht das vielleicht anders aus. Aber wir hatten schon so viel Glück in diesem Turnier. Heute war es einfach ein bisschen zu viel!“
Florian Fuchs: „Wir hatten relativ viele gute Chancen zurückzukommen, allein ich hatte drei gute Einschusschancen, aber die gehen halt vorbei. Wir haben im Turnier das Glück oft erzwungen und hart erarbeitet, aber darauf kann man sich auch nicht jedes Mal verlassen. Ich finde es einfach nur relativ enttäuschend, dass wir in die Situation kommen, 0:5 hinten zu liegen.“
Die Effizienz macht heute einfach klar den Unterschied aus. Leider!
Nicolas Jacobi
Tobias Hauke: „Die Argentinier haben heute ihre Zweikämpfe gegen uns gewonnen, das war ein Knackpunkt. Wir wussten, dass die kompakt stehen, wenn sie in Führung liegen, und das ist ihnen gelungen. Und dann wurde es einfach brutal schwer!“
Die Deutschen brauchten ein paar Minuten, um zu ihrem Spiel zu finden. Genau in der Phase war Argentinien bemüht, die noch fehlende Struktur auszunutzen, machten gleich mal Druck. Wenn das DHB-Team jedoch im Angriff war, dann gab es das typische Bild gegen die Los Leones, die ganz, ganz tief in der eigenen Hälfte standen, ausschließlich auf Konter bedacht. Viel Kontrolle dann fürs DHB-Team, das den Ball hielt und geduldig auf seine Lücken wartete. Doch eine Unaufmerksamkeit in der 9. Minute brachte die erste Ecke für Argentinien – ihre beste Waffe. Und Gonzalo Peillat brachte sein Team dann auch mit hartem Schlenzer 1:0 in Führung, halbhoch links geschossen.
Die Deutschen versuchten, sich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, machten aber ein wenig zu viele Fehler im Aufbau. John Wright gab dann eine umstrittene Ecke gegen Häner wegen Stockfouls. Erneut die Chance per Ecke für Argentinien – und der war wieder drin flach links unten zum 2:0 (12.). Kurz danach aber die erste Großchance fürs DHB-Team. Grambusch flankte und der Block von Fuchs ging ganz knapp links vorbei. Und nur Sekunden später wieder Fuchs im Kreis gefährlich, aber noch gestoppt. So blieb es beim 0:2-Rückstand zur ersten Viertelpause. Kein Ausdruck etwa von Überlegenheit der Los Leones, sondern von ihrer Effizienz, begünstigt von Flüchtigkeitsfehlern der Deutschen, die halt sofort bestraft wurden.
Das DHB-Team danach mit viel Kontrolle und Konzentration, hatte eine gute Chance, als Wellen vor Tor flanke und Vivaldi den Ball vor dem einschussbereiten Fuchs noch wegspitzelte. Und erneut Fuchs hatte nach starkem Anspiel von Fürste eine Riesenchance, aber traf nur den Außenpfosten (20.). Es war nun ein überlegen geführtes Spiel, auch mit guten Chancen – nur noch ohne den so wichtigen Anschlusstreffer. Dann endlich die erste Strafecke fürs DHB-Team nach Fuß im Kreis (23.). Doch Vivaldi hielt Fürstes flachen Schlenzer stark. Kurz darauf ein Versuch von Tom Grambusch, aber etwas zu hektisch abgeschlossen.
Im Konter dann wieder Eckenentscheidung von Wright, gegen die die Deutschen den Videobeweis wegen gefährlichen Spiels nahmen und Recht bekamen. Wesley dann mit leichtem Ballverlust am gegnerischen Viertel, doch Häner unterband den Konter. Jetzt war etwas die Linie raus, zu oft der Ballverlust früh und dadurch keine Struktur im deutschen Spiel, was Argentinien in die Karten spielte. Und so entstand dann auch die dritte Ecke, als Mats Grambusch im Kreis der Ball an den Fuß sprang (28.). Und dann stand es sogar 0:3, weil Peillat dieses Mal hoch vollstreckte. Das DHB-Team nahm den Videobeweis, weil man den Ball innerhalb gestoppt gesehen hatte. Man erkannte auch in der Zeitlupe exakt, dass der Ball auf der Kreislinie lag, die zum Kreis gehört. Völlig unverständlich, dass der Videoschiedsrichter das Tor trotzdem gab.
Die Deutschen fingen auch nach der Pause sehr gut an. Bei einem Linksangriff erzeugte man Gefahr und dann hatten Fuchs und Oruz beide eine riesen Stecherchance, die aber hauchdünn verpasst wurde. Vorn aber immer wieder auch leichte Probleme bei der Weitergabe des Balles in die Spitze. Rühr verlor den Ball links vorn. Und im Konter machte Menini dann das 4:0, als Tom Grambusch sich ausspielen ließ und dann über Jacobi in die Mitte gelupft wurde, wo Menini volley ins Tor blockte. Das 1:4 hätte dann fallen müssen, als Wellen und zwei weitere Deutschen im Gewühl vor Vivaldi drei Schussversuche hatten, aber den Ball nicht über die Linie bekamen. Generell spielten die Deutschen sachlich weiter, aber taten sich schwer, im dicht gepackten Kreis der Los Leones Lücken zu finden.
Eine Rückhandflanke von Fuchs ging dann ins Tor, aber Fuchs verpasste die Berührung vor der Linie um Zentimeter. Dann sah auch noch Zwicker Grün kurz vor der letzten Drittelpause. Es fehlte einfach die Inspiration für eine gute Idee, eine Aktion, die das Team noch einmal hätte daran glauben lassen können. Und ein Ballverlust im Aufbau bescherte Lucas Vila dann eine völlig freie Schusschance rechts im Kreis, so dass Jacobi keine Chance hatte. Es stand 0:5 (47.) – und nun nahm das DHB-Team 13 Minuten vor Ende Jacobi vom Platz für einen elften Feldspieler.
Fuchs ließ die Großchance zum 1.5 in der nächsten Szene aus, aber es gab den Videobeweis für eine Strafecke, die die Deutschen dann auch bekamen. Doch auch die Stechervariante auf Fuchs klappte nicht – sinnbildlich für das „gebrauchte“ Spiel heute. Das DHB-Team weiter vorn, aber es fehlte auch das Glück. Ein Stecher von Grambusch wurde weggeblockt von Vivaldi. Neuneinhalb Minuten vor Ende die nächste Ecke für Deutschland und eine weitere hinterher. Daraus resultierte ein Siebenmeter wegen Fuß auf der Linie. Fürste vollstreckte ganz sicher zum 1:5 (51.). Kurz darauf hatte Wesley wieder eine gute Schusschance, scheiterte aber auch an Vivaldi.
Argentinien spielte immer, wenn sie im Ballbesitz waren, Zeit von der Uhr. Fuchs holt sechs Minuten vor Ende die nächste Ecke. Doch erneut scheiterte Fürste flach an Vivaldi. Immer wieder Chancen: Vivaldi hielt gegen Butt (55.). Es war jetzt reines Powerplay, aber bei elf Argentiniern im Kreis war es schwer, mal wirklich zu hundertprozentigen Chancen zu kommen. Rühr und Hauke hatten eine gute Chance. Immerhin: Christopher Rühr gelang in der 58. Minute mit der Rückhand das 2:5. Aber dabei blieb es dann leider eben auch.
Tore:
1:0 Gonzalo Peillat (KE, 9.)
2:0 Gonzalo Peillat (KE, 12.)
3:0 Gonzalo Peillat (KE, 28.)
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4:0 Joaquin Menini (36.)
5:0 Lucas Vila (47.)
5:1 Moritz Fürste (7m, 51.)
5:2 Christopher Rühr (58.)
Strafecken:
ARG 3 (3 Tore) / GER 5 (kein Tor)
Siebenmeter:
- / GER 1 (1 Tor)
Grüne Karten:
GER 1 (Zwicker, 29.)
Schiedsrichter:
Marcin Grochal (POL) / John Wright (RSA)