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Euro Hockey ID Championships 2022

Mit Silber ging´s nach Hause!

14. July 2022

Gesteigertes Selbstbewusstsein, ganz neue Erfahrungen und viele erste Male. Wenn auch die Vorbereitungsphase sehr holprig lief, sind es die persönlichen Gewinne der einzelnen Spiele was am Ende zählt. Somit waren die Euro Hockey ID Championships in Amsterdam für das Specialhockey Team Germany wieder ein voller Erfolg.

Zwei Jahre Corona Pause. Corona positive Spieler. Corona…. Dieses C machte dem Specialhockey Team Germany ziemlich zu schaffen. Die Spieler hatten ihre gewohnten Abläufe verloren, lebten sehr zurück gezogen, waren in sich gekehrt, unmotiviert und labil. Vieles, was man in den vergangenen Jahren positiv stärken konnte –Selbstbewusstsein, Selbstständigkeit, Routine, Bewegung-hatte sich wieder zurück entwickelt, war verloren gegangen. Anfang des Jahres stand hinter allen Planungen ein Fragezeichen und im März dann gefühlt alles auf Null.

Im Juni sah es dann anders aus: Man konnte dank einiger Unterstützer dem Team drei sehr gute Lehrgänge bieten. Gemeinsam mit dem Team NL wurde die Vorbereitung bestritten und einige Stellschrauben konnten in die positive Richtung gedreht werden. Mit halb aufgefüllten Akkus und einem Stand, der in etwa dem von vor drei Jahren glich, richtete sich Team und Staff ihren Blick positiv auf das anstehende Turnier. Es war klar, dass die Euro Hockey ID Championships wichtig sind für die Spieler*innen, sie wieder motivieren werden, ihnen Zuversicht und Sicherheit geben werden und sich gut auf ihr Selbstbewusstsein auswirken werden.

Dann waren es noch 10 Tage bis zum Turnier, 10 nominierte Spieler und noch 10 Lehrgangsstunden. Vorfreude kam auf, es hatte sich zum Positiven gewendet und alle freuten sich auf die EM. Dann kam ein Anruf: zwei Spieler sind positiv getestet worden.

Der nächste Anruf: ein in 2015 aus Syrien geflüchteter Spieler, der sich durch Hockey sehr gut entwickelt hat, der wieder neuen Mut fand und Freude am Leben, durfte nicht ausreisen.

Der Worst Case war eingetreten. Fragezeichen und Verzweiflung prägten danach die Stunden der Trainer*nnen. Etliche Whatsapp Nachrichten, calls und Mails später waren zwei Spieler nachnominiert, Shirts neu bedruckt, Zimmer gebucht und Listen aktualisiert.

Für Specials sind derartige spontane Veränderungen nicht leicht nachzuvollziehen, zu verstehen und teils sehr eingreifend in ihre Motivation und in ihr Gemüt. Dazu haben sie auf dem Platz andere Mitspieler, neue Charaktere, die sie noch nicht so gut kennen.

In Amsterdam angekommen fand man etliche Hockeyfelder, unzählige Specialhockeyspieler*innen und eine herzliches Willkommensgefühl vor. Endlich bei den Euros angekommen fühlte es sich an wie ein nach Hause kommen, ein positiver Reset. Alle hatten so viel Lust auf dieses Event. Es gab herzliche Begrüßungen und eine tolle Atmosphäre. Für die Beteiligten ist es immer wieder schön in der Familie der Specials zu sein. Denn Herzlichkeit und Lebensfreude übertreffen hier alles.

Durch den Aufstieg bei der EM 2019 startete das Team in der Top Gruppe- der Champions- gegen Italien, die Niederlande und Portugal. Bereits vor ab war klar, dass man dieses Jahr eher wieder in die mittlere Gruppe –Trophy-gehörte. Tag 1 endete daher mit drei verlorenen Spielen und etwas trüben Gesichtern.

Tag zwei startete mit dem Derby NED vs GER. Mit einem packenden und spannenden Spiel lagen die Teams 25 Minuten auf Augenhöhe. Es war ein tolles Spiel mit klaren Pässen, alle waren voll konzentriert und das Team harmonierte und zeigte sein bestes Hockey. Immer waren die Deutschen einen Schritt vor den Hollies. Herrlich! Was haben wir diesen Sieg genossen!

Mit insgesamt 7 Punkten aus 4 Gruppenspielen ging es ins Finale zum Klassiker wie schon in 2017 im Wagener Stadion gegen die Niederlande. Die Niederländer durften zwei nationale Teams für das Turnier melden, da sie ausrichtendes Land sind. Die Trainer*innen um das Team Parahockey NL-die übrigens eine eigene Merchandise Kollektion haben- können ihre Spieler*innen aus den 95 Teams von Menschen mit geistiger Behinderung die in einem eigenen Ligabetrieb aktiv sind, wählen. Alle drei Wochen trifft sich das Team in der Vorbereitung und trainiert einen Tag gemeinsam.

Das Specialhockey Team Germany rekrutiert seine Spieler*innen aus ca 10 Teams in denen Menschen mit geistiger Behinderung ab 18 Jahren in Deutschland aktiv sind. Unterm Strich können die deutschen Specials mit ihren Leistungen sehr zufrieden sein.

Das Finalspiel wurde von fantastischer Stimmung im Wagener Stadion getragen. Die Haupttribüne war sehr gut mit Supportern der Iren und vielen holländischen Mitspieler*innen und Eltern der Aktiven gefüllt. Eine orangene Wand zierte neben „Hup Hup Holland“ Rufen das Stadion.

Aber erst war es noch Zeit für einige Gänsehautmomente. Das Einlaufen ins Stadion unter der Nationalhymne. Alle Teams standen im Halbkreis zusammen als ein Traum für die offiziellen wahr wurde. Norman Hughes von der FIH und Natascha Bruers von Special Olympics NL hatten Jahre auf diesen Tag hingearbeitet: die Unterzeichnung der gemeinsamen Zusammenarbeit von Special Olympics Eurasia und der EHF.

Der Puls stieg und das Kribbeln im Bauch wurde stärker. Viele Worte brauchte es nun nicht: Geht raus, spielt euer bestes Hockey und genießt dieses Spiel“ so Norma Rettich, Headcoach der Specials. Unter großem Jubel und Nennung der einzelnen Spieler lief das Team NL und Team GER ins Stadion ein. Gänsehaut!

Das Team gab alles, rannte jedem Ball hinterher und ärgerte die Hollies ungemein. Ein paar sehr gute Chancen im Schusskreis, wurden leider nicht verwandelt. Die Holländer hatten ein paar gute Chancen durch ihre Stürmerin, die aber vom deutschen Torwart mit Glanzleistung abgewehrt wurden. Einzig 3 von 5 Penalties konnten die Hollies verwandeln, was zu einem Endstand von 3:1 führte. Unsere Freunde hatten den Sieg verdient!

„Wir haben ebenfalls gewonnen, unglaublich viele neue Erfahrungen, ganz viel neuem Mut und Gänsehautmomenten, die für immer bleiben“ so Trainerin Sonja Ricken.

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