Wenn Schläger den Ball küssen
21. March 2018
Bericht vom DHB-HockeyScout-Lehrgang vom 9. bis 11. März 2018 in Bad Kreuznach
21.-03.2018 - Aufgeregt bin ich schon. Ein bisschen wie vor einer Prüfung. Dabei fahre ich „nur“ zum Hockeyscout-Lehrgang des DHB. Obwohl ich selber bislang kein Hockey gespielt habe, bin ich als Mutter von drei Hockeyjungs mittlerweile auch vom Hockeyvirus erfasst, und nun soll der Hockeyscout-Lehrgang mir Klarheit bringen, ob ich mir zutrauen kann, für die Bambinis bei uns im Verein ein Training mit ganz viel Spaß und einem bisschen Hockey durchzuführen.
Schläger und Handschuh habe ich mir von meinem Großen geliehen, denn es stehen auch vier Praxiseinheiten auf dem Plan. Freitagnachmittag, pünktlich um 17:00 Uhr geht es in einem Seminarraum in der Jahnhalle in Bad Kreuznach los. Wir sind 14 Teilnehmer und zu meiner Erleichterung sind noch viele weitere Hockey-Eltern dabei, die ebenfalls über das Zuschauen zum Mitmachen gekommen sind.
Unsere Referentinnen, Linda und Iris, legen gleich los. Erst einmal bekommen wir einen Überblick, was sie so alles mit uns vorhaben, dann darf sich jeder kurz vorstellen und erzählen, warum er an dem Lehrgang teilnimmt. Fast alle haben selber Kinder, die Hockey spielen, und nur die Minderheit stammt dabei aus einer Hockeyfamilie - der Hockeyvirus scheint also tatsächlich nicht nur mich angesteckt zu haben.
Für uns alle gilt, dass wir etwas für den Nachwuchs im Hockey tun wollen, und es sind auch einige dabei, die schon ganz konkrete Pläne haben oder den Hockeyscout auch im Beruf nutzen wollen. Ceylan will als Erzieherin gerne Hockey in der KiTa anbieten, Franka und Andrea in der Schule. David, mit Abstand der Jüngste in der Runde, macht seine Ausbildung beim Kreuznacher HC, Gisela ist im Vorruhestand und möchte die freie Zeit gerne für ihren Verein nutzen, Petra macht eine Ausbildung zum Vereinsmanager.
Beim Abendessen gehen die angeregten Gespräche bereits los – viele Themen und Probleme sind in den Vereinen ähnlich. So gehen wir schon als Gruppe in die erste Praxiseinheit in der Halle. Iris lässt uns zum Aufwärmen gleich mal Frisbee-Hockey spielen – ein großer Spaß, der uns alle in wenigen Minuten aus der Puste bringt. Für Kinder ein super Aufwärmspiel – und davon werden wir noch einige mehr kennen lernen. Nach einer Trinkpause dürfen wir tatsächlich die Schläger in die Hand nehmen. Iris bringt uns das Hockey von der Pike auf bei: Schlägerhaltung, Körperhaltung und das ganze mit vielen Tipps, wie wir diese Grundlagen auch kindgerecht vermitteln können. Linke Hand und rechte Hand können da schon mal durcheinander geraten.
Im Laufe der vier Praxiseinheiten lernen wir den Ball zu spielen und zu stoppen, den Ball zu führen, Kurven zu laufen, zu dribbeln, Vorhand- und Rückhandzieher, uns frei zu laufen und zu passen. Dabei wiederholt Iris geduldig auch das passende Vokabular und bringt uns gemeinsam mit Linda auch viele Tricks und Kniffe bei, wie wir Kindern diese Grundtechniken verständlich vermitteln können. Beim Führen des Balles muss der „Schläger den Ball küssen“, darf also den Kontakt nicht verlieren – damit es immer die richtig, flache Seite ist, kann es hilfreich sein, dort einen Aufkleber (Stern, Smiley, Kussmund) aufzukleben. Das Dribbeln erweist sich für mich in der Praxis als richtig schwierig – meine rechte Hand dreht immer mit, obwohl ich eigentlich weiß, dass sie ruhig bleiben soll.
Die Zeit in der Halle vergeht mit verschiedenen Spielen und Stationsübungen immer wie im Fluge, allerdings geben die Muskeln abends Rückmeldung, dass sie diesen Sport noch nicht kennen. Na, sie werden sich daran gewöhnen. Ich bin verblüfft, wie viel wir in so wenigen Einheiten lernen können – unser Abschlussspiel macht richtig Spaß.
Die Theorieeinheiten sind genauso interessant. Linda geht mit uns die Themen Hockey in der Schule und der Kindertagesstätte durch, erläutert den Aufbau einer Übungseinheit ebenso wie die Möglichkeiten und Chancen der Ganztagsbetreuung für die Vereine, zeigt Möglichkeiten auf, sich durch Bufdis oder Fsj'ler unterstützen zu lassen und ermuntert uns dabei immer wieder zu Diskussionen und Austausch. Irgendwann schwirrt mir der Kopf vor lauter Ideen, Möglichkeiten und Ansatzpunkten - ich halte mich an einem Satz fest, den Linda ganz am Anfang gesagt hat: „Wir geben euch in den nächsten Tagen einen riesigen Obstkorb an Ideen – sucht euch eine Frucht, eine konkrete Sache davon aus, die ihr auch umsetzen könnt.“ Nicht ganz einfach, denn spätestens als Linda die Ideenkiste auspackt, fährt das Gedankenkarussell wieder ganz schnelle Runden. Da sind einfach eine ganze Menge großartige Vorschläge dabei. Manche sind auch so einfach und gleichzeitig genial, dass der eigene „Obstkorb“ schnell um zwei, drei Früchte anwächst.
Das ausführliche Informationsmaterial, das wir bekommen, bietet viel Lektüre für die nächsten Tage und Wochen und als Schmankerl bekommt jeder auch noch Autogrammkarten der Danas und Honamas. Die Kinder zu Hause werden sich freuen!
Es sind drei sehr intensive Tage. Der gastgebende Verein, der VfL Bad Kreuznach versorgt uns bestens mit Kaffee und Wasser, die gemeinsamen Mahlzeiten sind super organisiert und durch die interessanten Gespräche oft über die vorgesehene Zeit hinweg ein wenig ausgedehnt. Es macht einfach Spaß, dieser Lehrgang mit Linda, Iris und allen anderen. Nicht nur mir, sondern allen, bei der Abschlussrunde gibt es nur Lob und keine Kritik.
Wir sind zusammengewachsen. Am letzten Tag hat fast die Hälfte von uns das frisch erworbene rote HockeyScout T-Shirt an – wir sind alle zu „Mitmachern im Hockey“ und Teil der Hockeyfamilie geworden. Ein bisschen Wehmut ist beim Abschied schon da. Was wohl jeder von uns umsetzen wird?
Zu Hause zeige ich meinen Jungs, was ich jetzt alles gelernt haben. Mein Großer ist mit meinem Rückhandzieher allerdings nicht zufrieden. „Du musst den Ausfallschritt nach hinten machen, Mama, nicht nach vorne.“ Als er mich zerknirscht nicken sieht, sagt er aufmunternd: „Aber sonst war es schon echt gut“.
Danke Linda, danke Iris!
Julia Bingeser (TSG Kaiserslautern)