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Erster Sichtungslehrgang auf dem Weg zu den World Games 2023 in Berlin

Specialhockey schnuppert olympische Luft

27. October 2022

Nächstes Jahr finden vom 17. bis zum 25. Juni 2023 die Special Olympics World Games in Berlin statt. In Vorbereitung auf dieses große Event fand ein erster Sichtungslehrgang für die Specialhockeyspieler*innen am vergangenen Wochenende in Köln statt.

Der Sichtungslehrgang war die erste gemeinsame Maßnahme von Special Olympics Deutschland (SOD) und dem Deutschen Hockey Bund (DHB) für die Athlet*innen auf dem Weg zu den World Games 2023 in Berlin. Neben den Athlet*Innen und dem Trainerteam begleitete das Wochenende Bernahrd Schütze von SOD. Schütze ist bei SOD für die Mannschaftssportarten und ihre Sportprojekte zuständig. Da Hockey erstmals als Demonstrationssport Teil der World Games ist, steht Schütze in engem Kontakt zu Linda van Overmeire, Projektleiterin und Beauftragte für Specialhockey beim DHB. Beide arbeiten am Ausbau der Kooperation der Verbände und dem näheren Zusammenwachsen.

Lauft Specials lauft

Nach kurzer Begrüßung und einem eindrucksvollen Video zu den World Games waren die Augen bei allen ganz groß. Aufregung und Spannung machten sich unter den Athlet*innen breit. Viel Zeit blieb dafür nicht, denn direkt danach wurde auch Ausdauer und Bewegungsfähigkeit gefragt. Im Fitness-Check ging es in zwei Gruppen in einen 2km Lauf und 3x 50 m Sprint während die anderen mit Laufleiter, Terrabändern und Kraftübungen arbeiteten. Unter lautstarken Anforderungsrufen und Beifallklatschen pushten sich die Athlet*innen gegenseitig zu ihren individuellen Bestleistungen. Trotz müder Beine blieb genug Kraft für ein großes Lächeln über die Freude der gegenseitigen Unterstützung.

Duschen, Abendessen und eine Cool Down Runde mit Yoga, Dehnen und Traumreise bildeten das Abendprogramm.

Der frühe Vogel …bekommt das Rührei

Diese Info trieb auch die letzten Muskelkaterverzerrten Waden aus dem Bett auf zur morgendlichen Runde um den Weiher. Nach kräftiger Stärkung startete dann die erste Trainingseinheit. Der Fokus des Lehrgangs lag darauf die individuellen Stärken und Fähigkeiten der 30 Athletinnen und Athleten herauszuarbeiten, um allen in den nächsten Monaten die bestmögliche Ausbildung und Förderung zukommen zu lassen.

“Das Training haben wir in mehrere Stationen unterteilt, in denen die hockeytechnischen Skills abgefragt wurden. Die verschiedenen Stationen ermöglichten uns Trainer*innen immer in kleinen Gruppen von 5-6 Teilnehmer*innen genau auf die Beeinträchtigungen und Stärken einzugehen. So können wir auf die für das Hockeyspiel notwendigen technischen Fertigkeiten ganz gezielt eingehen und jedem Einzelnen Tipps zur Verbesserung der Ausführung der jeweiligen Technik geben.” so Norma Rettich- Trainerin des Team Germany.  Durch die kleine Gruppestärke waren alle ständig in Bewegung und hatten in einer kurzen Zeit bereits Erfolgserlebnisse zu verzeichnen.

Einige Athlet*innen führen die Technik bereits sehr gut aus, bei anderen musste etwas mehr an den Grundlagen gefeilt werden, aber alle waren sehr wissbegierig und zeigten große Bereitschaft die Tipps der Trainer*innen umzusetzen.  Der Spaß und die Freude am Ausprobieren und dem Vergleichen mit den Mitspieler*innen war allen anzusehen.

“Wir im Trainerteam waren teils wirklich sehr überrascht, wie gut die Spieler*innen die Übungen über den Zeitraum ausführten, da dies hohe Konzentration abverlangte.” so Rettich weiter.

Die zweite Trainingseinheit am Samstag folgte nach dem Mittagessen. Trainingsspiele standen auf dem Plan. Die Athlet*innen wurden in 4 Teams eingeteilt, die auf Kleinfeld die offizielle Spielzeit von 2x 12,5 Minuten absolvierten. Die Trainingsspiele waren für alle sehr aufschlussreich. Das Trainerteam war sehr darauf bedacht möglichst homogene Teams zu bilden. Trotzdessen gibt es natürlich immer Leistungsunterschiede auch innerhalb eines Teams. “Es ist schon sehr erstaunlich wie toll sich Spieler entwickelt haben, die bereits länger zum Team Germany gehören. Sie bringen mittlere Weile eine enorme Geduld und Verständnis auf, ihren Mitspielern zu erklären, wo deren Position sind und welche Laufwege sie zu bestreiten haben” so Trainer Claus Heinze.  Trainerin Norma Rettich sieht im Spiel aber noch Ausbaupotential: Auffällig im Spiel war, dass die Spieler*innen noch nicht in der Lage sind das Tempo auf dem Spielfeld zu verändern. Übungen mit dynamischen Tempowechsel sind demnächst angesagt. Das Taktikverständnis fällt einigen sehr schwer, auch hier werden wir individuell auf die Spieler*innen eingehen.”

Auch von Spieler*innen Seite gab es ein positives Resumee zum ersten Trainingsspiel: “Das war toll und hat richtig viel Spaß gemacht! Ich bin stolz auf mich und die anderen. Wir haben alles gegeben!” so Lara Holzmüller, Spielerin.

Gehört ein Playstation Spiel in die Hockeytasche?

Oder doch eine Tüte Möhren?, Oder eher ein Schraubenzieher?

Diese und viele weiteren Fragen und Aufgaben stellten sich die Spieler*innen am Samstag Nachmittag im Sozial-Check-Spiel.

Hier war nicht die Technik auf dem Platz gefragt, sondern das Miteinander, die Kommunikation und die Gemeinsamkeit. In sieben Stationen galt es die Teamfähigkeit und das gemeinschaftliche Bestreiten von Aufgaben unter Beweis zu stellen. Bei fast 14 Tagen gemeinsamer Reise ist es für die Trainer*innen immens wichtig die Athlet*innen so gut wie möglich im Vorfeld kennen zulernen, um während der langen Zeit auf mögliche Tiefpunkte, Schwierigkeiten bestmöglich eingehen zu können. Daher war es den Trainer*innen wichtig in Form eines Sozial Checks mit verschiedenen Stationen und Aufgaben die Athlet*innen ein wenig kennenzulernen. “Das war richtig gut und hat viel Spaß gemacht. Durch die Übungen konnten wir Spieler*innen uns auch besser kennenlernen und gemeinsam Rätsel und Aufgaben lösen” so Tom Krohn von den Hockies des Club an der Alster.

Marius Schwahn vom Team Berlin/Brandenburg fasste den Tag zusammen: “Es war richtig anstrengend heute! Aber es hat auch sehr viel Spaß gemacht. Ich freue mich auf morgen, aber wir brauchen nun alle viel Schlaf, um morgen fit zu sein.” Erschöpft, aber zugleich begeistert und fasziniert von so vielen anderen Specialhockey Spieler*innen fielen auch die Letzten, die versuchten ihre Augen offen zu halten, nach Einbruch der Dunkelheit müde ins Bett.

Sonntagmorgen: hier galt wieder ….der frühe Vogel...

Das Rührei musste herhalten. Und es funktionierte. Mit nur minimaler Verspätung ging es pünktlich zum Sonnenaufgang auf die romantische, früh morgentliche Runde um den Kölner Weiher. Nach dem Frühstück halfen sich die Athlet*innen gegenseitig beim Packen von Reisetasche, Hockeytasche und Duschsachen. Auch hier zeigte sich, dass die erfahrenen Spieler sehr gut auf die erstmaligen Teilnehmer*innen eingegangen sind und sich gegenseitig Unterstützung leisteten.

Auf in die letzte Trainingseinheit: 

3 Stationen mit Spielaufbau, Feldorientierung und Torschuss standen auf dem Plan. Danach erfolgte noch ein abschließendes Spiel. Einige Spieler*innen wurden selbstbewusster, mutiger und versuchten die Tipps im anschließenden Spiel umzusetzen. Sie trauten sich durchaus mehr zu als zuvor und konnten sich über kleinere und größere Erfolge freuen. Abschluss des Lehrgangs bildete eine Beurteilungsrunde, in der jede*r Athlet*innen individuelle Trainingstipps mitbekam: “Wichtig ist für mich immer jede Spielerin und jeden einzelnen Spieler dort abzuholen wo er*sie steht und auf die individuellen Einschränkungen und Bedürfnisse eine*s jeder*n Einzelne*n einzugehen. Jede*r hat seine Stärken und ganz besondere Fähigkeiten. Diese weiterhin zu Stärken und kleinere Schwächen zu korrigieren, sehe ich als Hauptziel in den nächsten Monaten, um die Athlet*innen erfolgreich auf Ihren Weg zu den Special Olympic World Games zu begleiten” resümierte Norma Rettich.

Nach zwei vollen Tagen war der erste gemeinsame Specialhockey Lehrgang von DHB und SOD auch schon vorbei. “Wir sind sehr begeistert und erstaunt wie reibungslos der Lehrgang funktioniert hat. Alle Athlet*innen haben super mitgemacht, waren sehr diszipliniert und unglaublich motiviert. Da haben wir bereits andere Situationen erlebt, sodass wir voll auf begeistert sind und sehr zuversichtlich auf die kommenden Vorbereitungslehrgänge im Frühjahr 2023 schauen.” so Sonja Ricken, die die Teammanagerin Aufgabe für die Weltspiele von Linda van Overmeire übernehmen wird.

Auch Bernhard Schütze von SOD resümierte das Wochenende sehr positiv: “Der DHB hat mit dem Sichtungslehrgang für die Special Olympics Weltspiele 2023 den Grundstein für eine erfolgreiche Entsendung der Special Hockeys zum größten inklusiven Sportevent der Welt gelegt. Mit einer Mischung aus intensiven Trainingseinheiten, lehrreichen Gruppenarbeiten und Workshops wurden die Athlet*innen ideal vorbereitet und auf die weiteren Vorbereitungslehrgänge eingestimmt. Special Olympics Deutschland freut sich sehr über die enge Zusammenarbeit mit dem DHB und darüber Hockey als Demo-Sportart bei den Weltspielen in Berlin präsentieren zu können.

In den kommenden Monaten steht dann die weitere Vorbereitung an. Eine Nominierung der Athlet*innen wird Anfang November erfolgen, die nächsten Lehrgänge in Februar, April und Mai, dazwischen noch das offizielle Einkleidungstreffen der gesamten deutschen Special Olympics Deutschland Delegation in Berlin.

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Unterscheidet sich ein Specialhockey Lehrgang von anderen Lehrgängen?

Der Zeitplan ist sehr detailliert und mit Notizen für die Trainer*innen versehen. Die Athlet*innen erhalten nach jedem zeitlichen Abschnitt maximal Infos zu den drei folgenden Ablaufpunkten, also beispielsweise nach der Morgenaktivierung die Infos: Wir gehen jetzt Frühstücken, Wir holen dann unsere Taschen und wir treffen uns um 9 Uhr zum Abmarsch zum Training. Der Gesamtplan hängt natürlich aus, aber die Erfahrungen der vergangenen Lehrgänge zeigten, dass die klare und leichte Kommunikation hilft, dass jeder genau weiß was als nächstes zu tun ist und ihnen somit Struktur bietet.

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