Special Hockey
Die Story der Hockeywettbewerbe der Special Olympics World Games und wie inklusiver Hockeysport gelingen kann.
17. July 2023
Die Special Olympics World Games Berlin 2023 liegen jetzt schon einige Tage zurück. Hockey feierte seine erfolgreiche Premiere bei den Weltspielen der Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Der Deutsche Hockey-Bund schickte gemeinsam mit Special Olympics Deutschland zwei Nationalteams an den Start. Und das mit Erfolg: Einmal Gold und ein 4. Platz sprang für die deutschen Special Hockey Nationalteams heraus. Viel wichtiger aber: Die Sportler*innen aus ganz Deutschland haben gezeigt, welche Bedeutung inklusiver Hockeysport für sie und die Gesellschaft haben kann. Wir haben mit der Projektleiterin Special Hockey beim DHB gesprochen, warum die Weltspiele wichtig für den DHB waren und wie der Weg weitergehen soll.
„Die Weltspiele waren in vielerlei Hinsicht ein Superlativ”
Linda van Overmeire-Sandkaulen, Projektleiterin Special Hockey
Linda van Overmeire-Sandkaulen ist immer noch begeistert von der Hockeypremiere bei den Special Olympics World Games Berlin 2023. Die Projektleiterin Special Hockey beim Deutschen Hockey-Bund war in Berlin an der Organisation der Hockeywettbewerbe beteiligt und hat die deutschen Nationalteams auf die Weltspiele vorbereitet.
„Die Weltspiele waren in vielerlei Hinsicht ein Superlativ. Von der organisatorischen Seite waren wir vollkommen zufrieden und überwältigt. Es gab nur positive Rückmeldungen, was uns natürlich sehr gefreut hat. Wir waren so begeistert, dass gerade die Teams aus Übersee sich auf den Weg gemacht haben und sich in diese Hockeyfamilie eingefunden haben,” berichtet sie von der Organisation der Hockeywettbewerbe bei den Weltspielen. In etwa 130 Hockeyspieler*innen aus 12 Nationen nahmen an den erstmals im Rahmen der Weltspiele ausgetragenen Hockeywettbewerbe teil. Gespielt wurde nach dem bei Special Olympics üblichen Verfahren: Die ersten Tage der Wettbewerbe galten der Klassifizierung, das heißt durch verschiedene Spiele der Teams untereinander wurden die Spielstärken der Teams bestimmt. Anschließend ging es in drei Leistungs-Klassen in Vorrunden und Finalspielen um die Medaillen.
Sportlich überragende Leistungen und persönliche Weiterentwicklung
Sportlich haben die deutschen Hockeyteams bei den Special Olympics World Games die Erwartungen übertroffen. Das Motto der Special Olympics ist sein Bestes zu geben, das besondere Erlebnis und die Zuschauer vor Ort haben die deutschen Teams dazu gepusht, genau dies zu tun. „Die Teams haben Hockey gespielt, wie nie zuvor, es hat die Trainer*innen erfüllt, zu sehen, wie sich Menschen durch den Sport kontinuierlich weiterentwickeln und ihre eigenen Möglichkeiten vergrößern,” ergänzt van Overmeire-Sandkaulen zur Bedeutung von Special Olympics Wettbewerben auf diesem Niveau für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung.
Zusammenarbeit von SOI und FIH ist ein riesiger Schritt
Bei einem anderen Thema konnte der Hockeysport im Rahmen der Weltspiele einen großen Schritt nach vorne gehen. Während der Hockeywettbewerbe in Berlin unterzeichneten der Internationale Hockey Verband (FIH) und Special Olympics International (SOI), die Dachorganisation der Special Olympics Bewegung, einen sogenannten Memorandum of Understanding (MoU).
„Dabei geht es darum, dass die beiden Weltverbände, eine vertiefte Zusammenarbeit und die weitere Entwicklung von Hockey für Menschen mit geistiger Behinderung anstreben. Das so eine verbindliche Zusammenarbeit zum jetzigen Zeitpunkt vereinbart wird, obwohl Hockey erstmals und das nur als Demonstrationssportart bei den Weltspielen dabei war, ist höchst bemerkenswert”, erklärt van Overmeire-Sandkaulen ihre Begeisterung für diesen Schritt und verknüpft die Hoffnung auf ein weiteres globales Wachstum von Special Hockey.
Drei Jahre enge Zusammenarbeit mit Special Olympics Deutschland
Der Weg zur Hockeypremiere bei den Special Olympics World Games in Berlin begann vor mehr als drei Jahren. Es war eine Zeit, in der der DHB in enger Zusammenarbeit mit Special Olympics Deutschland die Entwicklung von Special Hockey in Deutschland vorangetrieben hat. „Wir haben die Vorbereitung gemeinsam mit Special Olympics Deutschland umgesetzt und die Vorbereitungslehrgänge für die Weltspiele geplant, was in anderen Sportarten bei SOD intern angesiedelt ist,“ erklärt van Overmeire-Sandkaulen das Vorgehen mit Special Olympics Deutschland.
Es war über Monate ein fast täglicher Austausch und der nächste Schritt wird die Gründung einer Koordinationsgruppe zwischen SOD und DHB sein, um Special Hockey kontinuierlich weiterzuentwickeln,
Linda van Overmeire-Sandkaulen, Projektleiterin Special Hockey
Wichtige Impulse der Weltspiele für die Special Hockey EM im August
„Wir haben organisatorisch einige Themen mitgenommen, die wir bei der Special Hockey EM umsetzen wollen, wie zum Beispiel das Staging der Teams. Viel wichtiger aber: Ich hoffe sehr, dass das Ziel, der Weltspiele “Mauern in den Köpfen einreißen” und die Tür zu mehr Inklusion zu öffnen, jetzt auch langfristige Wirkungen haben wird,” verweist van Overmeire-Sandkaulen auf die anstehende Special Hockey EM in Mönchengladbach.
Gespielt wird auf der Anlage des Gladbacher HTC. Die Special Hockey EM soll sich möglichst nah an der Hockey-EM orientieren. Ein Highlight für die Teams wird sein, dass es die gleichen Medaillen geben wird, das Logo und Branding wird ähnlich sein, wie bei der Hockey-EM der Damen und Herren, das gab es laut van Overmeire-Sandkaulen noch nie. „Und ganz wichtig, die Finalspiele der Special Hockey EM werden am 24. August im SparkassenPark stattfinden.”
Die Vision ist irgendwann auch Unified-Schiedsrichterteams im regulären Spielbetrieb einzusetzen.
Linda van Overmeire-Sandkaulen, Projektleiterin Special Hockey
Es soll mehr Special Hockey Übungsleiter geben
Langfristig soll im Special Hockey das Team Germany weiter ausgebaut werden, sodass regelmäßige Fördermaßnahmen durchgeführt werden können. Über Stützpunkttrainings sollen regionale Fördertrainings veranstaltet werden können. Ganz wichtig ist auch, dass den Vereinen ermöglicht wird, dass sie Special Hockey Angebote auf- und ausbauen. Ein großes Augenmerk liegt laut van Overmeire-Sandkaulen auf dem Bildungsbereich: „Wir arbeiten gerade an einem Unified Schiedsrichter Programm, das wir etablieren möchten. Wir möchten zum einen das Schiedsrichtern auf Augenhöher ermöglichen und Specials die Qualifikation für eine weitere Rolle im Hockeysport ermöglichen. Zum anderen sollen Special Spiele und Turniere durch den Einsatz von ausgebildeten Schiedsrichtern aufgewertet werden. Die Vision ist irgendwann auch Unified-Schiedsrichterteams im regulären Spielbetrieb einzusetzen. Zudem wird es einen Special Hockey Übungsleiterlehrgang geben.” Es gehe um die Wissensvermittlung, den Ausbau des Netzwerkes und die Ausbildung von Fachleuten, um so den Hockeyvereinen die bestmögliche Unterstützung anbieten zu können.
Das Ziel: Special Hockey bei allen großen Hockey-Events etablieren
Ein großes strategisches Ziel kann Linda van Overmeire-Sandkaulen für das deutsche Special Hockey auch definieren. Ihr Wunsch wäre es, Special Hockey-Wettbewerbe in Zukunft bei allen großen Veranstaltungen zu integrieren. „Wenn wir irgendwann die Möglichkeit haben, Special Hockey zum Beispiel beim Final4 der Bundesliga oder bei internationalen Hockey Events in Deutschland zu integrieren, sollten wir diese nutzen. Besonders um Special Hockey einem breiteren Publikum bekannt zu machen und darüber mehr Menschen zu einem Engagement zu bringen.”
Linda van Overmeire-Sandkaulen ist Projektleiterin Special Hockey beim Deutschen Hockey-Bund. In dieser Stelle soll die weitere Zusammenarbeit mit Special Olympics Deutschland gestärkt werden. Das gilt sowohl für den Bildungsbereich als auch die Entwicklung und Förderung der Vereine. Zum anderen ist van Overmeire-Sandkaulen ehrenamtlich Beauftragte für Specialhockey und Inklusion.