Löwenpokal Spielberichte
Der Löwe wandert in die Domstadt
Der Löwe wandert. 2:1 hieß es am Ende des 116. Spiels im Löwenpokal-Wettbewerbs der Städte-Seniorenmannschaften für den Herausforderer aus Köln gegen die Münchner Titelverteidiger. Und das knappe Ergebnis lässt erahnen, dass es sich vergangenen Samstag um ein sehr interessantes und auch sehr intensives Spiel gehandelt hat. Köln war mit einer wirklich starken Truppe angereist, und auch München konnte den ein oder anderen jüngeren Spieler neu in die Mannschaft nehmen, da eben am bisherigen Stamm seit dem Gewinn des Löwenpokals in Berlin 2017 auch etwas der „Zahn der Zeit“ „genagt“ hatte.
Auf vorsichtiges Abtasten wurde auf dem Hauptplatz des Münchner SC direkt vom Anpfiff weg verzichtet. Beide Mannschaften begannen direkt mit – für Seniorenhockey – vergleichsweise schnellem und direktem Spiel. Chancen aus dem Spiel heraus aber noch Mangelware, München vergab allerdings die ersten von drei Ecken vor der Halbzeit-Pause. Das zweite Viertel wurde dann das Viertel, in dem alle drei Tore fallen sollten. Gleich zu Beginn die Führung für die Gastgeber - ein Stockfoul im Schusskreis führte zu einem Siebenmeter – Bastian Riedel verwandelte sicher zum 1:0.
Das nahmen die Kölner als Weckruf und legten – bei starker Leistung im ganzen Spiel – in der Folgezeit ihre allerstärkste Phase hin. Angriff um Angriff rollte auf das Münchner Viertel zu. Zunächst mit dem Ergebnis einer Ecke. Lattenknaller, Folgeecke… diesmal Schlag; und abgefälscht flog der Ball ins lange Eck. 1:1 durch Christian Kurtz. Die Kölner machten direkt weiter und holten in Minute 25 ebenfalls einen Siebenmeter heraus – 2:1 für Köln durch Tibor Weissenborn.
So ging es in die Pause. Nach der Halbzeit dann mehr und mehr ein anderes Spiel – jetzt waren es die Münchner, die Angriff um Angriff fuhren. Und auch – vermutlich durch einen leicht jüngeren Kader im Schnitt – mehr und mehr die Kontrolle des Spieles übernahmen. Das Ganze bei einem - immer im fairen Rahmen bleibenden - aber jetzt doch sehr intensivem Spiel; eine gelbe Karte jeweils für beide Seiten bezeugten dies. Hohe Aufregung dann gegen Ende des dritten Viertels. Ein in den Kreis geflankter Ball wird von Florian Zollner ins Kölner Tor abgefälscht – der Schiedsrichter sieht keinen bzw. gesteht keinen Schlägerkontakt zu. Aber es sollte definitiv nicht die letzte Möglichkeit der Münchner bleiben.
Viertes Viertel: nicht vergessen werden dürfen zwei große Konterchancen der Kölner, bei denen sie „den Sack bereits hätten zu machen können“. Einmal knapp am Tor vorbei, einmal rettet Nils Kowalczek mit überragendem Reflex. Das ermöglicht eine hochdramatische Schlussphase. München schießt zwei von drei Ecken eher schlecht, aber die dritte knallt an den linken Torpfosten. Einmal noch große Aufregung, München fordert Siebenmeter. Und erst als dann 30 Sekunden vor Schluss die letzte Möglichkeit – ein Stecher – pariert bzw. abgewehrt wird, Köln Abschlag erhält, ist der Sieg der Gäste aus der Domstadt sicher.
Große Freude auf der einen Seite, Enttäuschung auf der anderen Seite – die aber bald der Erkenntnis wich, dass die letzten fünf Jahre für die Münchner Löwen eine tolle Zeit waren. Sechs Siege im Löwenpokal und zwei Siegen im Bärenpokal – und die einzige Mannschaft gewesen zu sein, die auf Grund der „Gründungs-Situation“ des Bärenpokals für alle Zeiten die einzige Mannschaft bleiben wird, die beide Pokale vereint hat.
Und das „Timing“ eines glücklichen Sieges und einer glücklichen Niederlage passen letztendlich für München. Es bricht den Kölner sicherlich „keinen Zacken aus der Krone“, in diesem Artikel festzustellen, dass sie das Glück des Tüchtigen hatten. Ein definitiv verdienter Sieger des Spiels - aber doch auch das passende Spielglück! Aber genau so ein Spiel hatten die Münchner zu ihren Gunsten im Jahr 2017 in Berlin auch, als sie ihrerseits den Pokal gewannen. So dass die Erkenntnis bleibt – beim Herausforderer muss wirklich alles passen, damit er den Pokal mitnehmen kann.
Wie geht es weiter? Wenn die Kölner es „gut“ machen, haben sie definitiv das Potenzial, und das ist ihnen nach dem Spiel in München auch zu gönnen, eine Löwen-Ära zu prägen! Jetzt schon stark und die Kölner Spielergeneration, die jetzt in ihre 40er kommt, ist definitiv auch nicht zu verachten. Mit elf Siegen ist der Abstand zu Hamburg (37 Siege) nicht gering, aber eine deutliche Verringerung des Abstandes ist möglich! Der nächste Gegner ist Leverkusen im Herbst dieses Jahres.
Das der Abend in der tollen „MSC-Alm“ einen schönen und von beiden Mannschaften natürlich gemeinsam begangenen Ausklang fand, ist natürlich selbstverständlich und muss hier eigentlich gar nicht erwähnt werden.
Ereignis wichtiger als Ergebnis
Mit 7:0 gewannen die Münchner ihr fünftes Titelverteidigungsspiel im Löwenpokal gegen Bremen. Aber viel wichtiger als das Ergebnis war am vergangenen Samstag sicherlich, dass überhaupt wieder in diesem traditionsreichen Pokal der Städteseniorenmannschaften gespielt wurde bzw. gespielt werden konnte. Bereits im Herbst 2019 (direkt nach der erfolgreichen 4:3-Titelverteidigung der Münchner gegen Osternienburg) vereinbarten Bremen und München einen Spieltermin für April 2020. Die Pandemie machte dann natürlich alle Gedanken über diesen Termin und alle Versuche für weitere potenziellen Termine (bis ins Frühjahr 2021) obsolet…
Der große Dank für das Spiel am letzten Wochenende gilt hauptsächlich den Gästen aus Bremen. Denn auf die vorsichtige Frage aus München im Frühjahr 2021, „ob wir mal ein Spiel im Herbst ins Auge fassen sollen?“ kam aus dem Norden eine eindeutige, klare und optimistische Antwort: „Wir kommen! Es soll im Löwenpokal weitergehen! Und lange genug gewartet (neun Jahre!) haben wir in Bremen jetzt auch auf dieses Spiel.“
Und so war die Basis für einen sehr schönen Senioren-Hockey-Tag in München gelegt. Das 115. Spiel in diesem Pokalwettbewerb war dann - aufgrund des Verlaufes im ersten Viertel – schnell eine vergleichsweise eindeutige Angelegenheit. Herausforderer Bremer begann stürmisch und druckvoll – und erspielte sich in den ersten Minuten auch gleich zwei Kreissituationen. Erhielten dann aber einen schnellen Dämpfer, als die Münchner nach sieben Minuten ihren ersten Angriff durch Stephan Köhler zum 1:0 nutzen. Und bevor die Bremer sich neu sortiert hatten, nutzten Florian Zollner und Bastian Riedel (ein gebürtiger Bremer; es sei ihm hoffentlich verziehen aus Bremen) in den Folgeminuten die nächsten beiden Chancen zum 2:0 und 3:0. Somit war das Spiel eigentlich im ersten Viertel entschieden; denn vier Tore aufzuholen (der Herausforderer muss ja gewinnen) schien zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sonderlich realistisch. So dass beide Mannschaften (neben der ein oder anderen „freundlichen“ Konversation auf dem Platz – ganz ohne geht es beim Seniorenhockey dann natürlich auch nicht!) das restliche Spiel vor ziemlich großer Zuschauerkulisse für ein Seniorenspiel friedlich und freundschaftlich zu Ende spielten – mit gelegentlichen weiteren Toren der Münchner bis zum finalen Ergebnis von 7:0. Mit der Verabschiedung und dem gemeinsamen Mannschaftsfoto war das Ergebnis dann aber auch schon vergessen. Die Bilder zu diesem Artikel zeigen es – es war ein herrlicher Sonnentag in München. Und der „Mut“, das Spiel stattfinden zu lassen, wurde durch das Wetter bereits während des Spiels „belohnt“, aber ganz besonders auch in der dritten Halbzeit.
Jetzt ist die (auch in einem kürzlich aufgelegtem Buch als eine von 80 „Glücksorten in München“ verewigte) Clubhaus-Terrasse des HC Wacker sehr oft ein schöner Ort; aber an solchen Sonnen-Tagen kann sie natürlich ihren ganzen Charme ausspielen. So dass beide Mannschaften bei Fassbier und Essens-Buffet den Abend angesichts des Wetters für viele Stunden im Freien auf der Terrasse ausklingen lassen konnten.
Und natürlich haben sich die Bremer direkt am Abend noch wieder auf die Herausforder-Liste setzen lassen (was aktuell 2029) bedeutet. Für die Münchner geht es nun im Frühjahr gegen einen der „Großen Drei“ des Wettbewerbs. Zehn Mal konnten die Kölner bereits ein Löwenspiel für sich erfolgreich gestalten und stehen damit auf Platz drei der ewigen Bestenliste (wenn auch mit größerem Abstand zu Hamburg und Mülheim) in der mehr als sechzigjährigen Geschichte des Löwenpokals.
Wenn man dem veröffentlichten Spielbericht Glauben schenken kann, dann war das letzte Spiel der Kölner im Löwenpokal – eine 2:4-Niederlage im Jahr 2011 gegen Mülheim – ein intensives Spiel. Die Münchner freuen sich auf den Besuch der Kölner. Zum einen winkt das nächste Bruder-Duell im Löwenpokal (was jetzt leider gegen Bremen am Ende nicht geklappt hat). Zum anderen war es nach dem doch überraschenden Erobern des Löwenpokals 2017 in Berlin immer das Ziel der Münchner Löwen, den Pokal bis zu einem Spiel gegen einen der „großen Drei“ zu behalten. Und dies ist am Samstag schon einmal gelungen.
Vergessen werden sollte auch diesmal nicht die umsichtige und souveräne Spielleitung durch die beiden offiziellen Schiedsrichter zu erwähnen, Michael Egelkraut und Fabio Valpondi.
Mannschaften:
München: Nils Kowalczek, Georg Stolle, Carsten Leisering, Tobias Thelen, Martin Eimer, Felix Fischer, Jan Aichinger, Nico Duda, Patrick Bellenbaum, Timo Holland, Christian Stadler, Bastian Riedel, Uwe Ehmig, Christoph Gramann, Florian Zollner, Stephan Köhler
Bremen: Carsten Frede, Kai Naue, Christian Biel, Heiko Carstens, Alexander Coutelle, Robert Frisinger, Robert Hainke, Robert Hoffmann, Charles Hyde-Blake, André Kaiser, Markus Katterbach, Christoph Lange, Dirk Mähr, Matthias Menken, Henning Mühl, Matthias Semrau, Tobias Semrau, Thomas Semrau, Eric Lassen.